Sichtbare Kommunikationsnetzwerke
Im späten 19. Jahrhundert, kurz nachdem im Jahre 1876 Alexander Graham Bell das Telefon zur Marktreife brachte, begann das Interesse daran zu wachsen, sein eigenes Haus mit einem solchen Apparat zu versehen.
Durch die technische Begrenzung der Kabel, brauchte anfangs jedes Telefon seine eigene physikalische Verbindung zwischen dem Empfängergerät und einem Verteilerknoten, wo durch Handvermittlung durch das „Fräulein vom Amt“ das Telefonat weitergeleitet wurde. Eines der Auswirkungen dieser sichtbaren Vernetzungen zwischen den einzelnen Haushalten waren die Telefontürme, die nur kurzfristig auf Dächern der größeren Städte installiert wurden, um die Kabel zum Verteilerknoten weiterzuleiten. Diese Türme konnten bis zu tausenden dieser Kabel tragen.
Bildergalerie:
Dank der unter (CC) gestellten flickr-Veröffentlichung des schwedischen Tekniska museet kann man nun die Entwicklung und Ausbreitung dieser Telefontürme in Stockholm sehen. Der zentrale Verteilerturm war der Telefontornet, ein riesiger Turm der um 1890 gebaut wurde, um bis zu 5000 Kabel in jede Richtung der Stadt auf kleinere Türme zu verteilen. Der Himmel war an einigen Stellen komplett mit Kabeln überzogen. Dieses technische Unterfangen brachte natürlich gerade im Winter seine Unfälle mit sich. Von abgerissenen Kabeln, dadurch resultierenden Feuern oder schlicht abgeknickten Masten dank Schnee zeugt das Album : Linjeras och eldsvådor.
Dank der technischen Neuerungen gerade in der Telekommunikation, verschwanden diese sichtbaren Kommunikationsnetzwerke jedoch schon gegen 1913 wieder, gerade mal 23 Jahre nach Erbauung. Mich fasziniert vor allem der anscheinend offene und interessierte Umgang mit dem Kommunikationsmedium, welches das Stadtbild so stark prägte.
Wer sich für die Netzwerkverteilung interessiert, dem sei noch das Album: Telefonstationer Stockholm ans Herz gelegt, welches die Amtsstation und weitere technische Abschnitte zeigt.
(via)
Bilder: (CC by 2.0) Tekniska museet